Viele Hobbyisten hören gerne beim Bemalen von Miniaturen, bei der Arbeit an LARP-Ausrüstung oder Cosplay-Kostümen Hörbücher.
Falls demnächst einmal ein längeres Projekt ansteht, habe ich eine Empfehlung:
Unendliches Spiel, ein Hörspielprojekt zum Roman Unendlicher Spaß von David Foster Wallace.
Das Projekt von WDR 3, in Kooperation mit weiteren Partner, hat sich zum Ziel gesetzt, aus dem 1404 Seiten umfassende Jahrhundert-Werk in ein Hörspiel zu machen. Das Besondere: Jeder konnte mitmachen. Alle regulären Textseiten wurden von freiwilligen zu Hause eingelesen. Das Projekt war so beliebt, dass nach nur 70 Tagen sämtliche Seiten eingesprochen waren. Somit hat jede Seite einen anderen Sprecher oder Sprecherin. Die unzähligen Fußnoten, die den Roman ausschmücken, wurden vom Übersetzer eingelesen. Die Abmischung wurde ist gestaltet, dass die Brüche zwischen den Seiten nicht zu stark auffallen. Nach kurzer Zeit gewöhnt man sich beim Hören an den Wechsel der Stimmen.
Literatur auf dem Maltisch
Wovon handelt der Roman überhaupt?
„David Fosters Wallace‘ Meisterwerk ist 1996 erschienen und spielt größtenteils in einer nahen Zukunft, die inzwischen Vergangenheit ist: ungefähr im Jahr 2009, das im Roman „Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche“ heißt.
„Unendlicher Spaß“ ist im gleichnamigen Roman der Titel eines Films, der so unterhaltsam ist, dass jeder, der ihn einmal sieht, damit nicht mehr aufhören kann und elend zu Grunde geht. Terroristen wollen diesen Film als Waffe einsetzen. Ansonsten spielt der Roman einerseits an einer Tennisakademie, an der der Sohn des Filmregisseurs sich auf eine Karriere als Profisportler vorbereitet; andererseits in einem nahe gelegenen Heim für Suchtkranke.“
Das ist tatsächlich die aufs allerwesentlichste zusammengeschrumpfte Handlung, eingedampft auf Staubkorngröße im Verhältnis zu Wallace’ ausschweifender Erzählung mit ihren zahlreichen Ebenen, Handlungssträngen, Persönlichkeiten und Ereignissen. Hinzu kommen die Fußnoten, die teilweise selber ganze Kurzgeschichten sind.
Wer sich an dieser Stelle mehr über den roman und weitere Werke von David Foster Wallace informieren möchte, dem oder derjenigen lege ich den Arndt Stroschers Beitrag in seinem Blog AstroLibrium ans Herz. (externer Link in neuem Tab)
Während der Aufnahmen und noch bis jetzt, komponierte die Goldene Maschine autonom die Musik, mit der die Texte unterlegt werden. Sie „ist ein aus 57 Modulen bestehender analoger Synthesizer, der mit Hilfe von Spannungsschwankungen eine sich theoretisch nie wiederholende Musik komponiert. Die einzelnen Module sind mit 172 Kabeln verbunden. Es gibt über 200 Regler und keine Computersteuerung. Die gesamte Musik wird digital gespeichert.“ Die Maschine steht im K20 Kunstmuseum in Düsseldorf, dort komponiert sie 24/7 weiter.
Das gesamte Hörspiel soll am Ende rund 100 Stunden umfassen. Nach und nach werden die fertigen Kapitel auf die Projektseite gestellt und stehen dort gratis zum Anhören und Download bereit. Auf der Seite kann man auch live die Musik der Goldenen Maschine hören. Auch eine schöne Begleitung zum Arbeiten.
Inzwischen ist das Buch bis Seite 1129 abgemischt und abrufbar. Die Macher hoffen, mit dem Rest bis Ende des Jahres fertig zu werden.
Für lange Bastelabende in der dunklen Jahreszeit, oder für die ewigen Wege zur Arbeit ist das unendliche Spiel genau das Richtige.
Ich habe übrigens selber eine Seite eingelesen, ihr könnt ja mal suchen. 😉
Quelle und Link: Unendliches Spiel (externer Link in neuem Tab)